Elke Oberländer:

Hüftkreise und Schlangenarme sorgen für Fitness
"Ich hasse Sport", sagt Susanne Wetzel und lacht. Trotzdem ist die 40-Jährige aus Immenstaad fit und gut durchtrainiert. Das hat sie ihrem Lieblingshobby zu verdanken, dem orientalischen Tanz, auch Bauchtanz genannt.
"Bauchtanz" - den Namen findet Susanne Wetzel eigentlich "völlig daneben". Denn sie tanzt nicht mit dem Bauch.
"Der bewegt sich vielleicht mal mit, wenn ich eine Beckenwelle mach." Außerdem müsse dieser Stil gar nicht unbedingt bauchfrei getanzt werden. Wenn schon, dann sollte es Hüfttanz heißen, findet sie.
Lieber ist ihr die Bezeichnung "Orientalischer Tanz". Trotzdem sagt die Hausfrau aus Immenstaad auch selber "Bauchtanz": "Sonst weiß niemand, wovon du sprichst."
Seit 17 Jahren tanzt Susanne Wetzel Hüftkreise, Schlangenarme und Shimmy. Seit elf Jahren unterrichtet sie Bauchtanz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Fasziniert ist sie von der Tanzform des Ostens noch wie am ersten Tag. Was ihr besonders gefällt: "Wenn hundert Tänzerinnen die gleiche Bewegung tanzen, sieht es doch bei jeder anders aus." Und beim Bauchtanz gelte nicht wie beim Ballett das Schönheitsideal, dass alle Tänzerinnen groß und schlank sein müssten.
"Es ist ziemlich wurscht, wie du aussiehst", sagt Susanne Wetzel. "Das ist das Schöne am Bauchtanz." Sie hat die Erfahrung gemacht: "Wenn du dazu stehst, sieht das gut aus." Mit der Zeit finde jede Tänzerin ihren persönlichen Stil. Beim Bauchtanz gibt es unzählige Richtungen: klassische Formen oder folkloristische, in der Türkei wird anders getanzt als in Ägypten, und in Griechenland wieder anders. "Ich nehme von allem etwas - was mir gefällt", sagt Susanne Wetzel. "Denn ich tanze, weil ich mich dabei nicht an Regeln halten muss."
In ihren Kursen steht der Spaß im Vordergrund, sagt sie. Mit Kindern nimmt sie oft Märchen als Aufhänger für Bewegungsspiele. Jugendliche wollen meist eine fetzige Choreographie einstudieren. Bei den Erwachsenen kommt das Spiel mit der Erotik dazu: Mit ausgebreiteten Armen und lockenden Bewegungen tanzen die Frauen "Ja", darauf folgt ein zurückweichendes "Nein" mit verschränkten Armen. Susanne Wetzel liebt vor allem das "Vielleicht" im Tanz.
Zwischen den Frauen, die zusammen tanzen, entsteht schnell eine eingeschworene Gemeinschaft. Männer interessieren sich selten für den Bauchtanz, und in den meisten Kursen legen die Frauen wert darauf, unter sich zu sein, berichtet Susanne Wetzel. Und kichert: "Sonst könnten wir ja gar keine Männerwitze mehr erzählen." Zum Genuss in der Gruppe gehört auch, sich gegenseitig die neuesten buntglitzernden Kostüme vorzuführen. Aber zum Tanzen genügt es völlig, ein Tuch oder einen Hüftgurt umzubinden, betont Susanne Wetzel. Sie selbst trägt im Kurs normale Trainingskleidung. Denn unter einem wallenden Kostümrock würden die Schülerinnen ihre Beinbewegungen nicht sehen.
"Ich bin heute beweglicher als vor 20 Jahren", sagt die 40-Jährige. Der Bauchtanz trainiert vor allem den Rücken und die Muskeln des Beckenbodens. Wer neu damit anfängt, staunt oft, wo überall im Körper noch Muskeln aus dem Tiefschlaf erwachen. Vom Kopfgleiten bis zu den "schönen Füßen" ist beim Bauchtanz der ganze Körper im Einsatz. "Tanzen trainiert ebenso gut, aber es macht mehr Spaß als Sport", sagt Susanne Wetzel. Und sie sieht noch einen Vorteil: "Beim Joggen kann ich nicht einfach aufhören. Aber wenn es mir beim Tanzen zu anstrengend wird, kann ich in eine andere Bewegung wechseln."
Anfängern rät Susanne Wetzel, erst einmal in einen Volkshochschulkurs hineinzuschnuppern. Der sei nicht teuer und die Zeit absehbar. "Nach einem Kurs ist man noch nicht auftrittsreif", sagt sie. "Aber für sich allein tanzen kann man schon."

BU: Mag keinen Sport, aber ist fit dank Bauchtanz: Susanne Wetzel aus Immenstaad am Bodensee.